Einmal habe ich bei einer Krankenkasse in einer Stadt in Oberbayern einen Vortrag gehalten. Nach meinem Vortrag kam der Direktor zu mir und schüttelte missmutig den Kopf. "Herr Frey, Sie hätten sich in unsere Situation besser einarbeiten müssen.", erklärte er mir. Ich war überrascht, denn ich glaubte, ausgezeichnet vorbereitet gewesen zu sein. Deshalb bat ich den Direktor, konkreter zu werden. "Wissen Sie", grummelte er, "in Ihrem Vortrag haben Sie die ganze Zeit von Kunden gesprochen. Wir haben aber keine Kunden. Wir haben Mitglieder."
Dieses Erlebnis war für mich lehrreich. In der Sache hatte ich nichts Falsches gesagt, denn in betriebswirtschaftlicher Fachsprache ausgedrückt hat die Krankenkasse selbstverständlich Kunden. Aber ich hatte nicht die Sprache der Zielgruppe meines Vortrages gesprochen. Mir war nicht klar gewesen, wie viel Wert man auf die Bezeichnung "Mitglied" statt "Kunde" legt. Mit einem einzigen "falschen Wort" hatte ich meine Zuhörer emotional verloren. Dass ich von "Kunden" sprach, schien ihnen zu beweisen, dass ich ihre Identität nicht verstand. So waren sie für die Inhalte meines Vortrages nicht mehr so offen, wie ich es mir gewünscht hätte.
Bei jeder Zielgruppenfokussierung geht es immer auch um Authentizität. Haben Sie den Draht zu Ihrer gewünschten Zielgruppe? Sprechen Sie deren Sprache? Kennen Sie die Fettnäpfchen, in die Sie bei diesem Personenkreis keinesfalls treten sollten? Die beste Zielgruppenanalyse nützt nichts, wenn Sie Ihre Wunsch-Zielgruppe nicht erreichen.
Quelle: Mein Freund, der Kunde (www.kunden-beziehungen.com/buchempfehlungen/).